Nachruf auf Karl Wild

Karl Wild Nekrolog

Karl Wild, geboren 1954 in Ingolstadt, studierte Betriebswirtschaft und Politologie in Regensburg und Berlin und war von 1986 bis 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Otto-Suhr-Institut mit dem Schwerpunkt Marxistische Ökonomie. In dieser Zeit war er auch Gaststudent am Philosophischen Institut der FU Berlin bei Prof. Wofgang Fritz Haug, bei dem er mehrere Semester Tutor seiner Kapitalkurse war.
Diese Zeit hat ihn nachhaltig geprägt. Nachdem er aus gesundheitlichen Gründen früh aus dem Arbeitsleben geworfen wurde, suchte er weiterhin Möglichkeiten, sein enormes historisches, ökonomisches und politisches Wissen anzuwenden. Dies tat er einerseits als Mitstreiter in Parteien, Verbänden und Organisationen, denen er angehörte, darunter der DKP, später der Partei DIE LINKE, dem Deutschen Freidenker-Verband, dessen Mitglied er seit 2002 war, sowie der Potsdamer Friedenskoordination, zu deren Mitbegründern er gehörte.
Zum anderen entwickelte er eine umfangreiche publizistische Tätigkeit. Von 2003 bis 2009 existierte sein Blog debatte.info, fortgeführt von 2010 bis 2012 als kwx-potsdam.de. Seit 2014 gab es seinen neuen Blog projekt3kw.wordpress.com. Einen Großteil seiner Artikel hat er auch in diversen Freidenker-Publikationen sowie in einer Broschürenreihe im Selbstverlag veröffentlicht.
„Kritischer Marxismus“ bedeutete für Karl nicht „Kritik am Marxismus“. Sein Anspruch war die kritische Anwendung der Gedanken von Marx und Engels auf heutige Fragestellungen. Dass es davon genug gibt, zeigten auch immer wieder die Potsdamer Freidenker-Runden, an denen Karl mehr als 15 Jahre lang teilnahm und in die er sich aktiv einbrachte.
Wir kannten Karl als energischen und – manchmal im wahrsten Sinne des Wortes – streitbaren Zeitgenossen. Ja, es war nicht immer einfach mit ihm. Mit fortschreitender Krankheit wurde er knurriger und anstrengender. Aber, wenn er in unseren Diskussionen etwas sagte, hatte er doch immer noch tatsächlich etwas zu sagen, etwas, worüber nach- oder weiterzudenken lohnte.

Nach langer schwerer Krankheit ist Karl am 23. Oktober 2017 von seinen stetig zunehmenden Leiden erlöst worden. Er wird uns fehlen.

Ralf Lux
Vorsitzender des Brandenburgischen Freidenker-Verbandes

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